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FASHIONPAPER – das Magazin für Fashion, Beauty und Lifestyle

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Wenn ich über etwas spreche, worüber wenig gesprochen wird

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Wenn ich über etwas spreche, worüber wenig gesprochen wird

Wenn ich über etwas spreche, worüber wenig gesprochen wird

Das Jahr 2020 war für einige Menschen eine grosse Herausforderung. Ich habe mir bereits vor langer Zeit verinnerlicht, jeden Tag, wie er auch kommen wird, mit Glück zu nehmen. Diese positiven Vibes schenke ich gerne hier und in der Social-Media-Welt jedem weiter. Meiner positiven Einstellung zum Leben konnten auch diese Geschehnisse vom 2020, die uns alle in einer Form berührt haben, nichts anhaben. Der ersten Tage des Jahres 2021 waren aber dann doch speziell: Mein Körper, meine Laune und meine Gefühle waren plötzlich anders. Der Schwangerschaftstest bestätigte meine Schwangerschaft.

Hier muss ich als Randnotiz mitgeben, dass ich kein Mensch der Planung bin, der die Tage fix ausgerechnet hat, sondern vielmehr das Leben nehme, wie es kommt. Zum Glück habe ich einen Ehemann, mit welchem ich über das noch so kleine Problem sprechen kann und wir wie Pech und Schwefel sind.

So hiess es für uns im ersten Moment mit der kommenden neuen Lebenssituation auseinanderzusetzen. Von heute auf morgen stellte ich meine bereits mehrheitlich gesunde Ernährung auf 200% Gesund. Aufmerksamen Follower ist das nicht entgangen. Weil sehr schnell Fragen gekommen sind, habe ich gesehen, wie gut mich bereits einige kennen und wie aufmerksam mein Content angeschaut wird. Aber dieses süsse Geheimnis behielt ich trotzdem für mich.

Es folgte bald der erste Termin bei der Frauenärztin. Alle meine Blutwerte waren überdurchschnittlich gut und wie stolz ich war, als ich das Ultraschallfoto in den Händen hielt. Trotzdem, dass ich vorher fit wie ein Turnschuh war, legte mich die Müdigkeit an einzelnen Tagen flach. Man merkt erst in solchen Situationen, was der Mensch für ein Wunderwerk ist und was der Körper bewerkstelligen muss.

Nach ein paar Terminen bei der Frauenärztin wich dann plötzlich die Freude der Angst und dem Bangen: Die Diagnose war der fehlende Herzschlag. Ich stand von heute auf morgen zwischen Tisch und Bänke, zwischen Hoffnung und Warten und einem kompletten Gefühlschaos. Meine Ärztin versuchte auf einfühlsame Art, mich auf einen möglichen natürlichen Abort vorzubereiten. Aber in diesem Moment nimmt man, zumindest war es bei mir so nicht mehr alles aus der Distanz wahr. Zum Glück war mein Mann bei jedem Untersuch an meiner Seite, zugleich versteht er die Menschen sehr gut und wusste durch die Gespräche der Ärztin, dass die Wahrscheinlichkeit relativ gross war, dass uns ein Engel geschenkt wird.

Ein paar Tage später setzten starke Blutungen ein und Schmerzen, die ich niemanden wünsche. Mein Körper bereitete sich auf den natürlichen Abgang vor. Der Gang zur Frauenärztin war das Schlimmste für mich, voller Schmerzen, körperlich wie seelisch, tränentief und festgeklammert an meinem Mann. Das kleine Wesen ging den gleichen Weg wie eine übliche Geburt – einfach ganz klein und still.

Die Ärztin riet mir trotz Selbstständigkeit zur dringenden Bettruhe und jederzeit Schmerzmittel bereit zu haben. Obwohl der ganze Abort natürlich funktioniert hat, waren die Blutungen und ziehenden Schmerzen noch einige Tage da. So gab es Stunden, bei denen ich aufgeweckt Storys und Content produzieren konnte und Minuten später wieder erschöpft flach im Bett lag. Ich wusste dann, ich muss meinem Körper Zeit zur Erholung geben und der Trauer jederzeit Platz bieten. So habe ich alle meine Aktivitäten etwas zurückstellen müssen.

Dem Thema Fehlgeburt wird in unserer Gesellschaft aber nicht viel Platz geboten, obwohl sehr viele Frauen davon betroffen sind. Da kann ein Gefühlschaos mit Trauer, Schmerz, Ohnmacht, Leere, auch Wut und Schuld zusammenkommen. Anfangs konnte ich nur schwer darüber sprechen, aber viele offene Gespräche in der ganzen Familie haben mir geholfen, diesen seelischen Schmerz zu heilen – Youtube Videos und Broschüren, welche dieses Thema von der fachlichen Seite besprechen, waren ebenso hilfreich, zu verstehen dass das Normal ist.

Ein Kind zu verlieren bedeutet eine unerträgliche Trauer, die viele erfahren, aber nur wenige Sprechen. Das Thema bleibt leider aus ungerechtfertigter Scham ein Tabu. Ich teile diese ganz persönliche Geschichte, weil ich weiss, dass viele Frauen und Paare im Stillen das gleiche durchmachen müssen und vielleicht dem einen oder anderen meine Erfahrung hilft und Zuversicht in diesem Moment gibt.

Diese Erfahrung zeigte mir einmal mehr, dass man der Natur und dem eigenen Körper vertrauen soll. Und manchmal gibt es Dinge, die einfach mehr Zeit brauchen. Weil mein Körper aber überdurchschnittlich gesunde Werte hat, liegt einer erneuten Schwangerschaft nichts im Weg und so freue ich mich auf ein baldiges ‹happy Family›.

Ramona Bonbizin ist die Gründerin des Magazines Fashionpaper.

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